Droht die Hölle auf Erden?
Den Menschen sei beigebracht worden, die gesamte Realität für form- und gestaltbar zu halten. Bleibe es dabei, habe dies auch für die Gesellschaft, die Familie und den Lebensschutz
dramatische Konsequenzen, meint der US-amerikanische Publizist Rod Dreher. Mit dem Autor des Bestsellers »Die Benedikt-Option« sprach für »Lebensforum« Cornelia Kaminski.
LebensForum: Herr Dreher, wir leben in turbulenten Zeiten – worin sehen Sie zurzeit die größte Bedrohung für die Menschheit?
Rod Dreher: Die größte Bedrohung scheint mir die instabile Definition der menschlichen Person zu sein. Ich halte die Gender-Ideologie in diesem Sinne für eine enorme Bedrohung. Wir glauben gerne an das Versprechen des Widersachers aus dem Paradies, dass wir wie Götter sein werden. Wir denken gerne, dass wir die vollständige Herrschaft über die materielle Welt besitzen. Das hört sich sehr abstrakt an, aber wir sehen es nicht nur im Missbrauch der Natur, sondern vor allem im Missbrauch des menschlichen Körpers. Wir glauben, dass wir das Recht haben sollten, unsere
Körper und die Körper unserer Kinder zu verstümmeln, um Kontrolle auszuüben und den menschlichen Willen durchzusetzen. Das kann nur zu einer vollständigen Katastrophe führen. Hartmut Rosa schreibt in »Resonanz: Eine Soziologie der Weltbeziehung« von Verzauberung und Entzauberung. Er sagt, dass wir die Welt entzaubern, indem wir versuchen, sie zu kontrollieren, indem wir sie mit unserem Willen umgeben und alle Bedeutung vollständig instrumentalisieren und entmystifizieren, hat aber keinen Wert mehr. Wir haben dies mit der Religion getan, mit der Sexualität, mit der Familie – wir werden es mit allem machen, und am Ende schaffen wir so dieHölle auf Erden.
Es heißt, die Vereinigten Staaten seien in diesen Fragen, insbesondere bei derAbtreibung, eine sehr gespaltene Nation.Warum ist das so?