„Nur wegen mir bist du heute nicht mehr hier“
Von Alexandra Maria Linder. Immer mehr Prominente sprechen über ihre Erfahrungen mit Abtreibungen oder verarbeiten sie in Liedern und Texten. Einige zeigen Reue, andere ergreifen Partei für das Leben. Ein Überblick.
Sie schreiben vorsichtig in anonymen Facebookgruppen, rufen Hilfetelefone oder Selbsthilfestellen an. Meistens wird das Geschehen mehr oder weniger verdrängt – kaum jemand spricht offen über seine Abtreibung. Der Grund dafür liegt nicht darin, dass Frauen, die eine Abtreibung hatten, stigmatisiert oder verurteilt werden. Denn auch in Staaten, in denen Abtreibung gesellschaftlich und gesetzlich ohne Einschränkung möglich und akzeptiert ist, scheuen sich Menschen aus vielen nachvollziehbaren Gründen, über das Thema und die eigenen Erfahrungen zu sprechen. Von Abtreibung betroffen zu sein, bezieht sich nicht nur auf Mütter. Auch Väter können darunter leiden. Geschwister vermissen ihre Schwestern und Brüder, oft, ohne dass sie bewusst von der Abtreibung erfahren haben. Und es gibt nicht wenige Überlebende von Abtreibungsversuchen. Das Spektrum an möglichen Folgen ist groß und vielschichtig, die Verdrängung unterschiedlich ausgeprägt, eine wirkliche Verarbeitung mangels Angeboten noch eher selten. Früher vereinzelt, heute aufgrund der aktuellen politischen Debatten vermehrt äußern sich Prominente zu ihren Erfahrungen mit Abtreibung. Die US-Amerikanerin Sharon Osbourne oder die bekannte Youtuberin Katja Krasavice empfinden ihre Abtreibung als schlimmes Erlebnis, unter dem sie heute noch sehr leiden. Die Schauspielerin Ashley Judd dagegen war froh, dass sie abtreiben konnte, nachdem sie dreimal vergewaltigt worden und dabei einmal
schwanger geworden war. Diese Leidensgeschichte ist eine Bestärkung, dafür einzutreten, dass es keine Vergewaltigungen gibt, dass Frauen respektiert und geschützt werden. Ihnen als Abhilfe eine Abtreibung anzubieten und gerade junge Mädchen und Frauen der Gefahr der sexuellen Gewalt zu
überlassen, löst Probleme nicht, sondern schafft weitere.
Besonders bekannt wurde im Mai 2020 die bewegende Szene bei der Sendung »Sing meinen Song«, als Michael Patrick Kelly das Lied »Embryo« des Rappers MoTrip aus dem Jahr 2012 sang und dieser darauf sehr emotional reagierte. »Du wolltest leben, doch man gab dir nicht die Chance. Damals warst du noch ein Embryo. Heute wärst du vier. Nur wegen mir bist du heute nicht mehr hier«, so heißt es im Songtext. Der Rapper berichtete unter Tränen, dass er einfach nicht in der Lage sei, dieses Lied jemals live zu singen. Er bereue die Abtreibung seines ersten Kindes zutiefst….
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