Do-it-yourself-Abtreibungen: hochgefährlich, politisch gefordert
Heimabtreibung mit Medikamenten: Risiken und Nebenwirkungen
Politikerinnen der Grünen fordern in einem Autorinnenpapier, Heimabtreibungen mittels Abtreibungspille für die Zeit der Corona-Pandemie zuzulassen: „Das BMG sollte in Zusammenarbeit mit der Bundesärztekammer, den Landesärztekammern und anderen Akteur*innen sicherstellen, dass ungewollt Schwangere die Option des Zugangs zum medikamentösen Schwangerschaftsabbruch nach WHO-Richtlinien gegebenenfalls mit telemedizinscher Begleitung haben.“
Aus gutem Grund ist eine Eigenbehandlung mit dem Abtreibungsmittel Mifegyne nur unter telemedizinischer Betreuung bisher in Deutschland nicht zulässig. Die zuständige Bundesbehörde in den USA (FDA) berichtet für den Zeitraum der Erstzulassung im Jahr 2000 bis 2018 über 4195 Fälle, in denen es zu schwerwiegenden Komplikationen kam – darunter 412 Infektionen, 599 Bluttransfusionen, 1042 Einweisungen ins Krankenhaus, 97 Eileiterschwangerschaften und 24 Todesfälle.
Abtreibungen dürfen nicht im Home-Office durchgeführt werden. Die Abtreibungspille muss in den Händen der Ärzte bleiben. Das Alter der Schwangerschaft muss sicher durch den Arzt festgestellt werden, um zu überprüfen, ob eine chemische Abtreibung überhaupt noch nach WHO Richtlinien erfolgen kann. Der Arzt muss sich persönlich davon überzeugt haben, dass die Frau über alle Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt wurde, und er muss vor allem durch eine gründliche Anamnese zuvor sicher gestellt haben, dass keine Umstände vorliegen, die eine Behandlung mit der Abtreibungspille ausschließen – wie beispielsweise allergische Reaktionen oder eine Eileiterschwangerschaft.
Eine indische Studie kommt zu folgenden Ergebnissen:
Betrachtet wurden alle Behandlungsfälle von Frauen, die nach Einnahme der Abtreibungspille in der Ambulanz des Krankenhauses Vanivilas vorstellig wurden. Käufer der Pille waren entweder sie selbst oder ein Familienmitglied. In keinem Fall gab es eine ärztliche Begleitung der Abtreibung.
Von den 104 Frauen, die innerhalb eines Jahres beobachtet wurden, waren die meisten (66 %) zwischen 25 und 35 Jahre alt.
Die Befragung der Frauen ergab:
53 % hatte sich nicht an die vorgeschriebene Dosierung und Einnahmevorschrift der Pille gehalten.
56,7 % der Frauen hatte die Pille zwischen der 7. und 12. Schwangerschaftswoche eingenommen (die WHO empfiehlt als spätesten Zeitpunkt der Einnahme die 9. Schwangerschaftswoche).
7,7 % der Frauen hatte die Pille zwischen der 13. und 20. Schwangerschaftswoche eingenommen.
Folgende Symptome gaben die Frauen bei Ankunft im Krankenhaus an:
Starke Blutungen: 69,3 %
Schmerzhaftes Abdomen: 11,5 %
Ultraschallkontrolle habe unvollständige Abtreibung gezeigt: 9,6 %
Infektion bzw. Sepsis: 4,8 %
Schock: 2,9 %
Gerissene Eileiter: 1,9 %
Bei zwei Frauen wurde kein Ultraschall gemacht, da die Gebärmutter gerissen war, hier wurde die Diagnose durch klinische Untersuchung gestellt.
Die Ultraschalluntersuchung ergab folgende Ergebnisse:
Unvollständige Abtreibung: 72,2 %
Vollständige Abteibung: 8,7 %
Verfehlte Abtreibung („missed abortion“): 9,6 %
Abortivei (Plazenta ohne entwickelten Embryo): 3,8 %
vitale Schwangerschaft: 1,9 %
Gerissene Eileiter: 1,9 %
Folgende Komplikationen manifestierten sich:
Anämie, Bluttransfusion (teils mehrfach) erforderlich: 75 %
Septische Peritonitis (Bauchfellentzündung): 2,9 %
Gerissene Gebärmutter: 1,9 %
Gerissene Eileiter: 1,9 %
Bei 1,9 % der Patientinnen kam es zu akuten Nierenproblemen.
Weitere 1,9 % der Patientinnen starben (Todesursache war entweder ein septischer oder hämorrhagischer Schock).
Dies zeigt, dass die ausführliche und nachdrückliche Beratung und Betreuung durch den Arzt dringend notwendig ist. Andere Studien kommen ebenfalls zu dem Schluss, dass Frauen, die die Pille ohne direkte ärztliche Kontrolle einnehmen, sich der Risiken und Gefahren nicht ausreichend bewusst sind. Sie halten sich nicht an die Dosierungsvorschriften und Zeitvorgaben.
Auch, um eine mögliche illegale Anwendung der Pille zu verhindern, sollte diese nicht einfach telemedizinisch erhältlich sein: in Deutschland ist der Fall eines Mannes bekannt, der seiner schwangeren Freundin die Pille unters Essen mischte, weil er nicht Vater werden wollte. (https://www.sueddeutsche.de/bayern/prozess-in-ansbach-31-jaehriger-soll-abtreibungsmittel-ins-essen-seiner-freundin-gemischt-haben-1.3876102)
Literatur:
Sarojini, T. R. Ashakiran, B. T. Bhanu, Radhika.: Over-the-counter MTP Pills and Its Impact on Women’s Health. J Obstet Gynaecol India. 2017 Feb; 67(1): 37–41
Thaker RV, Deliwala KJ, Shah PT. Self medication of abortion pill: women’s Health in Jeopardy. NHL J Med Sci. 2014;3(1):26–31
Coyaji K. Early medical abortion in India: three studies and their implications for abortion services. J Am Med Womens Assoc. 2000;55(3 suppl):191–194.