„Dafür braucht es Kraft und Geistesstärke“
Der Rektor der Katholischen Fakultät in Fulda, Prof. Dr. Cornelius Roth, ist Neffe des verstorbenen Fuldaer Erzbischofs Johannes Dyba. In der sogenannten »Schein-Frage« spielte Dyba vor mehr als 25 Jahren eine zentrale Rolle. Mit Professor Roth sprach über seinen Onkel und die damalige Zeit für »LebensForum« Cornelia Kaminski.
LebensForum: Herr Professor Roth, schon bevor Johannes Paul II. den katholischen Beratungsstellen untersagte, die für die straffreie Abtreibung
notwendigen Bescheinigungen auszustellen, war Ihr Onkel, Erzbischof Johannes Dyba von Fulda, aus diesem Beratungssystem ausgeschieden. In seinem Bistum durften zwar Schwangerschaftskonfliktberatungen stattfinden, aber eben ohne den entsprechenden Schein auszuhändigen. Was hat
ihn damals bewogen, sich so zu entscheiden?
Prof. Dr. Cornelius Roth: Bewogen hat ihn vor allem die Klarheit des Zeugnisses der katholischen Kirche. Er war davon überzeugt, dass sie nicht
mitmachen kann in einem System, das am Ende dazu führt, dass ungeborenes menschliches Leben getötet wird. Den Schein sah er als eine indirekte Beteiligung an der Tötung eines Menschen. Er hat gern mit Sprache gespielt und hat dann den Verein, der sich neu gegründet hat, umbenannt. Er meinte, sie heißen zwar donum vitae, aber was sie mit dem Beratungsschein ausgeben, ist eigentlich angesichts der indirekten Beteiligung an der Tötung
eines Menschen nichts anderes als ein donum mortis, ein »Geschenk«, das zum Tod führt. Das ist ein hartes Wort, aber von der Sache her hat er es so gesehen. Wichtig war ihm, dass wir Frauen in Not nicht im Stich lassen und ihnen alle mögliche Hilfe zukommen lassen, die sie brauchen, um für die Rettung des Lebens ihres Kindes ermutigt zu werden. Dafür hat er den bischöflichen Hilfsfonds »Mütter in Not« gegründet und für die Unterstützung
der Frauen im Schwangerschaftskonflikt Geld gesammelt. Das ist mir in der ganzen Diskussion immer zu kurz gekommen.
Wie haben seine Kollegen im Bischofsamt in Deutschland reagiert? War diese Auseinandersetzung tatsächlich die Zerreißprobe für die katholische Kirche in Deutschland, von der in den Medien die Rede war?